Ethik, Menschenbild und Gesellschaft Ethik ist Reflexion auf Moral und Sitte. Sie stellt die guten Beziehungen und Handlungen der Menschen untereinander in den Mittelpunkt, da Gut-Menschsein². Ethische Wertfragen betreffen nicht das menschliche Leben individuell allein, sondern auch das Leben eines Menschen als soziales Wesen, hinsichtlich seiner sozialen Dimensionen. Bewertet werden soll der Einzelne nicht nach seiner bloßen Leistungsfähigkeit oder seinem Nutzen für die Gemeinschaft, sondern nach dem positiven Gelingen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, der zwischenleiblichen Kommunikation und des körpernahen Dialogaufbaus mit den anderen. Dieses Gut-Menschsein soll der ethische Leitfaden für unser Menschenbild sein. Der Mensch ist vergänglich, weil er ein Lebewesen ist. Das Leben ist in seinen Anfängen leiblich, seelisch und sozial. Obwohl Leben von der modernen Naturwissenschaft und Biomedizin in den letzten 150 Jahren auf reine reparable Körperlichkeit (Maschinen-Modell) umdefiniert wurde³, verweist ein umfassendes Lebensverständnis stets auf anderes Leben, welches Leben immer schon vorfindet inmitten von Leben, das leben will (Schweitzer). Die Ehrfurcht vor dem Leben4 gebührt jedem Leben, ganz besonders dem schwachen, hilflosen und wehrlosen. Der Mensch ist verletzlich und empfindsam auch wenn er bewusstlos erscheint weil er ein Lebewesen ist. Menschen gelangen durch eine schwere Hirnschädigung in eine ungewöhnliche Lebensform. Diese andere Lebensform schwächt und verändert die gewohnten Formen und die Qualität des bisherigen Zusammenlebens, nicht aber die Menschenwürde. In der deutschen Verfassung sind die unantastbare Würde (Artikel 1), die Freiheit der Person und das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Artikel2), die Gleichheit und die Gleichberechtigung (Artikel 3) geschützte Grundrechte. Menschen dürfen aufgrund ihrer Hautfarbe, Rasse, Geschlecht, politischer Gesinnung und Behinderung nicht diskriminiert werden. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar, beim Ungeborenen wie beim Sterbenden oder bei einem als hirntot diagnostizierten Menschen. Das Antlitz des anderen bedeutet ein absolutes Tötungsverbot (Lévinas).5 Unsere Erfahrung in der Begegnung und dem Zusammenleben mit Menschen im Wachkoma hat uns zu dieser Form der Ethik und Haltung zum Leben gebracht, die Menschsein vom Anderen her denkt (Lévinas)6. Die Aufgabe aller Bürger ist der Lebensschutz der Schwerst-Hilfebedürftigen, wie zum Beispiel Schwerst-Hirngeschädigte und Menschen im Wachkoma (sogenanntes apallisches Syndrom)7. |